So wurde Stroh zur Innovation

So wurde Stroh zur Innovation
Ein Start-up fand eine Alternative zu Styropor, Bauern dürfen sich über Zusatzeinkommen freuen.

Ein Ärgernis war der Anlass für eine Innovation. Thomas Maier-Eschenlohr hat sich immer wieder gefragt, warum seine Essenslieferungen in Styroporboxen verpackt waren. Der aus Erdöl hergestellte Kunststoff lässt sich nicht so einfach entsorgen.

Also wurde das Start-up Landpack gegründet und nach einem Ersatz für den Kunststoff gesucht. „Wir haben festgestellt, dass es gar nicht so einfach ist, eine Alternative zu finden. Es geht nicht nur um die Nachhaltigkeit, sondern es müssen ja auch Leistungsdaten wie die Dämmfähigkeit von Styropor gegeben sein“, erzählt Maier-Eschenlohr. Der hohe Luftgehalt des Kunststoffs sorgt dafür, dass heiße Speisen heiß bleiben und sich kalte Speisen nicht leicht erwärmen. Ein Großteil der nachhaltigen Alternativen „war preislich so jenseitig, dass sie niemals wettbewerbsfähig sein können“.

Einfache Lösung

Dabei gibt es eine einfache Lösung des Problems, die der Landpack-Gründer beim agro innovation lab der Raiffeisen Ware Austria (RWA) in Wien präsentierte. „Stroh ist der vergessene Werkstoff des 20. Jahrhunderts“, so der Gründer des Start-ups Landpack, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, eine nachhaltigere Lösung anzubieten. „Wir haben sehr große Mengen von Stroh auf den Feldern, die man nutzen kann. Es gab früher in Europa auch eine große Strohindustrie. Alle großen Papierfabriken haben früher Strohpapier hergestellt. Das war ein normales Material.“

Doch dann kamen die billige Baumwolle aus den USA und die Herstellung von Kunststoffen wurde zur Selbstverständlichkeit. Die europäische Faserindustrie mit Stroh, Hanf und Leinen musste zusperren. Übrig geblieben ist davon lediglich der Strohhalm, und der ist mittlerweile längst aus Kunststoff.

 

So wurde Stroh zur Innovation

Landpack-Gründer Thomas Maier-Eschenlohr.

 

In Dänemark wird Stroh heute in großen Heizkraftwerken verbrannt. Dabei hat Stroh einen sehr schlechten Leitwert und ist daher ein gute Isolator. Die Voraussetzungen für Stroh als Styroporersatz waren also gut. Allerdings gab es noch ein großes Problem. „Die entscheidende Frage war, wie bekommen wir Stroh in eine Form, ohne alles mit Kleber zuzukleistern“, beschreibt Maier-Eschenlohr das Problem.

Stroh nicht teurer

Also wurde ein eigenes Ingenieurbüro gegründet, das für den Anlagenbau zuständig war. Es gelang, die technischen Fragen zu lösen. Mittlerweile gibt es eine Produktionsanlage in München und einen Kundenstock für das neue Dämmmaterial. Vor allem gibt es kein Preisproblem. „Stroh ist nicht teurer als Styropor. Wir beliefern Unternehmen, die ihre Styroporboxen ersetzten. Dazu gehören auch Pharmafirmen, die die Strohboxen für die Kühlung von Medikamenten benutzen“, freut sich der Start-up-Gründer. Man kontrolliere den Werkstoff genau und könne daher auch die notwendigen hygienischen Voraussetzungen kontrollieren.

Genauso freuen sich die Bauern, die Stroh für das Dämmmaterial an Landpack liefern. Denn sie bekämen deutlich mehr dafür bezahlt, nämlich 150 statt der üblichen 80 Euro pro Tonne, betont Maier-Eschenlohr. Es geht als nicht nur um die Ökologisierung von Dämmmaterial, sondern auch um eine zusätzliche Einkommensquelle für die Landwirtschaft. Daher kommt auch das Interesse der RWA. „Wir suchen weltweit dynamische Star-ups, mit denen wir gemeinsam an zukunftsweisenden Lösungen für die Landwirtschaft arbeiten“, erklärt RWA-Chef Reinhard Wolf den Zweck der Veranstaltung.

So treffen sich die Interessen von RWA und Landpack. Es geht um Zukunftspläne: „Wie können wir wachsen, wie beliefern wir Kunden in Österreich, wer sorgt dort für den Absatz und wo bauen wir die nächste Fabrik. Wir möchten das nächste Werk in Österreich bauen. Die RWA hat uns großes Interesse signalisiert. Sie suchen einen Mehrwert für die Landwirte“, sagt Maier-Eschenlohr. Die Gespräche über eine Kooperation laufen.

Das agro innovation lab der RWA

Es geht darum, technische Innovationen für  den Agrarbereich nutzbar zu machen.   Jedes Jahr bewerben sich weltweit mehrere hundert Start-ups. Die Projekte sind sehr unterschiedlich. Beispiele: Der Einsatz  moderner Technologien für das smart farming, wie  etwa  Drohnen. Oder Programme für die Optimierung  der Düngung oder die Reduktion von Pflanzenschutzmitteln. Die RWA     sucht jedes Jahr  sechs  Projekte aus, die in die nähere Auswahl  als Kooperationspartner kommen.

Neben Landpack wurden heuer die Start-ups Cabasus, Biorfarm, Vitirover, Crop Intellect und Insylo ausgewählt. Cabasus hat eine Gerät entwickelt, das im Huf von Pferden platziert wird und den Besitzer rund um die Uhr über den Gesundheitszustand der Tiere informiert. Crop Intellect entwickelt Bio-Pestizide und Vitirover solarbetriebene Mähroboter. Biorfarm  ist eine digitale Plattform für die Direktvermarktung   von Obst. Insylo entwickelt eine Logistik für Futtersilos.

Kommentare